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Panda aus Polen
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Täglich Kurzstrecken, viel stop and go, alles mit nur 54 PS. Der kleinste Fiat musste im AUTO BILD-Dauertest richtig ackern. Dieser Held der Arbeit bewies echte Qualität.
Manchmal sticht uns der Hafer, aber das werden meist gute Geschichten. Wie beim
Panda. Als der 104.575 Kilometer auf dem Tacho hatte, wollten wir unbedingt wissen: Wo kommt sie her, diese Qualität, die unermüdliche Ausdauer? Also scheuchten wir den
Fiatauf seine alten Tage nach Polen, wo er gebaut wurde. Da juckeln also zwei lange Kerle in dieser engen Kiste mit viel Vollgas von Hamburg über Cottbus, Breslau, rechts ab nach Tychy, in die Geburtsstätte des
Panda. Dort begrüßte uns Werkleiter Zdzislaw Arlet mit der Frage: "Na, wie geht's?" Einmal strecken, alles gut, danke. Nach dem Panda hat er erst gar nicht gefragt. Der lief wie immer. Das sagt alles. So endete ein Dauertest, der – offen gesagt – mit gemischten Gefühlen begonnen hatte.
Auf einen Blick: alle AUTO BILD-Dauertests
Sport? Wir müssen draußen bleiben – 54 PS!
Der Panda trat seine 100.000 Kilometer in der nackten Basisversion
Activean, mit dem kleinsten Benziner (54 PS) für 9150 Euro. Klimaanlage, Radio und ein paar Kleinigkeiten trieben den Preis auf 10.940 Euro. Für so einen nackten Frosch kann ein Dauertest hart werden. Wie steht es mit der Qualität beim billigsten
Fiat? Dem mageren Panda wurde zunächst jeder Bärchen-Bonus verweigert. "Ein wendiges, übersichtliches Citymobil", urteilt Redakteur Oliver Hilger. "Aber an Autobahnsteigungen muss man in den dritten Gang zurückschalten, um Tempo 110 zu halten." Es wurde an allem gemäkelt, was billig erschien: Sitzflächen zu kurz, Tank zu klein, die Gurte nicht höhenverstellbar.
Bei gemütlicher Fahrt bleibt die Schräglage des Panda im Rahmen.
In Kurven neigte sich der Kleine so stark zur Seite, dass Redakteurin Margret Hucko in der Eifel "seekrank" wurde. Und Reporter Alex Cohrs berichtete, die Techniker der AUTO1-Jury hätten vernichtend geurteilt: "Der Wagen bietet nicht eine pfiffige neue Idee." Na und? Simple Technik wurde schon beim ersten Panda ab 1980 (Werbeslogan: "die tolle Kiste") akzeptiert. Falls sie denn hält, was sie damals nicht tat. Auch unser Dauertest-Kandidat bot nur das Nötigste: Die Rückbanklehne ließ sich nur am Stück umlegen (geteilt und verschiebbar erst ab Modellversion Dynamic), die Mittelkonsole erschien als herzlose Plastikwüste. Und die Heizung kam nur langsam in Schwung.
Flink und wendig
Aber wer braucht in der Stadt mehr Auto? Einem modischeren
Smart(ab 9490 Euro) oder
VW Fox(9368 Euro, beide nur zweitürig) ist der Fiat im ewigen Stopp-und-Stau-Verkehr mindestens ebenbürtig: Mit 3,54 Meter Länge nutzt er kleinste Parklücken und wuselt mit 9,75 Meter Wendekreis durch engste Gassen. Dank kantiger Form und erhöhter Sitzposition ist der Panda so herrlich übersichtlich, wie wir es von vielen modernen Modellen gar nicht mehr kennen. So einfach, so genügsam kann Auto fahren sein – der Panda eroberte immer mehr Sympathien. Der kleine Italiener macht es einem leicht: Man steigt unters hohe Dach bequem ein und sitzt vorn kerzengerade wie auf dem Küchenstuhl, wobei der Sitzkomfort unterschiedlich beurteilt wurde. Die einen stiegen nach vielen Kilometern beschwerdefrei aus, andere klagten über eingeklemmte Beine. Lange Fahrer sollten den höhenverstellbaren Fahrersitz wählen (ab Dynamic Serie).
Beengte Verhältnisse
Das Panda-Cockpit ist nüchtern gestaltet. Seit 2006 trägt es ein dunkleres Grau, das etwas wertiger wirkt.
Um wirklich erwachsen zu wirken, müsste der Fiat innen ein paar Zentimeter breiter sein. Und etwas mehr Knieraum hinten wäre auch nicht schlecht – so reicht der Fond nur für Kinder bis sechs. Der Kofferraum fasst nur ein paar Sprudelkisten, zeigt aber erstaunliche Reserven: Legt man die Rückbanklehne um, schluckt er sogar das große Campinggepäck. Das dickste Ei (aus Sicht seiner Frau) erlaubte sich ein Kollege, der selig von Kindheitserlebnissen mit dem väterlichen
Käferschwärmte: Was damals ging, sollte doch wieder... Das Resultat waren eine maulende Gattin, die staunende Tochter und ein Panda, der bis unters Dach vollgeladen war mit allem, was man für zwei Wochen auf dem Bauernhof so braucht. Klappt doch!
Unstabile Seitenlage
Unter das hohe Dach passt erstaunlich viel Reisegepäck. Sogar ein Fahrrad findet zerlegt im Kofferraum Platz.
Zugegeben, ihn plagte das schlechte Gewissen, denn der Fiat bietet auch bei der Sicherheit nur das automobile Minimum: zwei Airbags, kein ESP und im Ernstfall ein kritisches Ausweichverhalten. Beim Elchtest stand das Wägelchen sogar kurz auf zwei Rädern! Böse, weil der hohe Panda empfindlich auf Seitenwind reagiert und seine indirekte Lenkung Korrekturen nicht gerade erleichtert. Wenn's kracht, wird es sogar richtig gefährlich, denn im EuroNCAP-Crashtest bekam der Panda nur drei Sterne – dagegen sind ein
Toyota Aygooder
VW Foxmit vier Sternen eindeutig sicherer. Unser Panda lief und lief – und offenbarte im Alltagsleben einige echte Ärgernisse. So sind die Gurtschlösser ebenso schlecht zu erreichen wie der Einfüllstutzen fürs Wischwasser.
Nervig: Mahlgeräusche des Getriebes
Schlimmer: Die Zentralverriegelung funktioniert nur über die Fahrertür. Eltern müssen deshalb erst ums Auto herumlaufen, bevor sie den Nachwuchs hinten auf seinen Platz hieven können. Fürs Öffnen der Kofferraumtür braucht man immer den Schlüssel – warum baut Fiat hier keinen Grifföffner an? Viel erfreulicher der Griff zum Schalthebel, der im Plastikberg der Mittelkonsole genau an der richtigen Stelle sitzt und über den ganzen Dauertest sauber einrastete. Aufhorchen ließ nach rund 50.000 Kilometern ein Mahlen aus dem Getriebe, das schlechte Erinnerungen wachrief. Sollte hier etwa der Fehlerteufel von Fiat zuschlagen? Nein, das Getriebe hielt, nur das Mahlen blieb. Die Ursache konnte auch die abschließende Zerlegung nicht klären.
Flüssigkeitsverlust am Hauptbremszylinder
Mehr Erfolg hatten wir bei einem Übel, das uns fast über den gesamten Dauertest begleitet hatte. Ständig blinkte die Bremskontrollleuchte. Da wurde bei der Inspektion kontrolliert, Bremsflüssigkeit nachgefüllt, der Sensor ausgetauscht – alles ohne Erfolg. Das gelbe Licht kehrte zurück wie der nagende Zweifel: Was, wenn die Bremse doch defekt ist? Erst unser DEKRA-Experte fand die Ursache: eine defekte Gummidichtung im Hauptbremszylinder, durch die immer wieder Bremsflüssigkeit auslief und sich im Bremskraftverstärker sammelte. Schleierhaft, warum bis zum Ende kein Fiat-Mechaniker darauf kam. Es blieb erfreulicherweise die einzige Peinlichkeit, die dem Panda im Dauertest widerfuhr.
Motor: Beste Qualität
Diverse Mängel an der Abgasanlage: Irgendwo mußte Fiat ja sparen.
Der Auspuff ist stark korrodiert, die Ölwanne angerostet, weil sie ungeschützt im Steinschlaghagel liegt. Aber es gab keine Panne, nur zwei Werkstattbesuche außer der Reihe. Auch der Motor zeigte kaum Verschleiß, obwohl der kleine 1,1-Liter auf der Autobahn viel Dauervollgas ertragen musste. 7,3 Liter Durchschnittsverbrauch über den gesamten Dauertest belegen die Ungeduld der Redakteure, die gern zehn PS mehr gehabt hätten. Umso erstaunlicher, dass der Panda bis zum Abschluss-Ritt nach Tychy unbeschadet durchhielt. "Wir wollen die beste Qualität unter allen Fiat-Werken bauen", sagt Zdzislaw Arlet. Das ist gelungen. Der Panda lieferte bei AUTO BILD das beste Dauertest-Ergebnis aller Fiat. Dobra praka. Oder auf Deutsch: gute Arbeit.
Hersteller-Reaktion: Das sagt Fiat ...
..zur Abgasanlage
Bei Krümmerdichtung, Auspuffendtopf und Auspuffhalter wurde das Korrosionsproblem, das sich erst nach einiger Zeit einstellt, erkannt. Wir befinden uns derzeit in Gesprächen mit dem Zulieferer und werden dem Problem entgegensteuern.
..zum Katalysator
Offenbar hat hier auf der Eingangsseite des Katalysators eine starke Verpuffung stattgefunden, die jedoch nicht zu einer Beeinträchtigung der Funktionsweise des Katalysators geführt hat. Auch hier gibt es kein Schadensbild, das auf eine Häufung dieses Problems hindeutet. Möglicherweise liegt der Schaden auch an der Zufuhr von Kraftstoff mit zu geringer Oktanzahl.
... zur korrodierten Ölwanne
Im Zuge der Modellpflege wurde die Lackstärke erhöht sowie die Lackfestigkeit verändert, um die Steinschlagfestigkeit an der Ölwanne zu steigern. Dadurch ist nun ein noch größerer Schutz in diesem empfindlichen Bereich gewährleistet .
... zum fortgesetzten Bremsflüssigkeitsverlust
Es gab jeweils im September 2004 und im Februar 2005 eine Veränderung, den unser Zulieferer am Bremskraftverstärker vorgenommen hat. Dennoch handelt es sich hierbei um einen Einzelfall.
... zu den feuchten hinteren Stoßdämpfern
Das Stoßdämpferproblem ist werkseitig bekannt. Um hier für die Panda-Fahrer zukünftigen Verdruss zu vermeiden, wurde im Jahre 2006 der Zulieferer gewechselt. Mittlerweile werden Monroe-Stoßdämpfer verbaut.
... zum Gesamtfahrzeug
Die Panda-Baureihe macht qualitäts- und produktmäßig große Freude und bereitet keine signifikanten Probleme. Sämtliche Unregelmäßigkeiten, die bei der abschließenden Zerlegung des Dauertest-Fahrzeugs zum Vorschein kamen, haben nicht zur Beeinträchtigung des Fahrverhaltens oder zu Einschränkung der Sicherheit geführt.
Fiat aus Polen: Das hat Tradition
Fiat baut schon seit 1931 Autos in Polen, vor dem Krieg unter anderem den
Topolino. 1967 begann die Produktion des Polski Fiat 125p mit dem Partner FSM, den die Italiener 1992 übernahmen. Seitdem laufen im Werk Tychy zunächst der
Cinquecentound der
Unovom Band, ab 2003 der Panda, der in nur 16 Stunden fertiggestellt wird. Japanische Experten haben die Produktion Ende der 90er-Jahre optimiert, um "von allen Fiat-Werken die beste Qualität zu liefern", so Werkleiter Zdzislaw Arlet. "Unser Maßstab ist
Toyota." 97,5 Prozent aller Autos rollen ohne Nacharbeiten auf den Zug. 2006 baute Tychy 296.000 Autos, 278.500 davon wurden exportiert. Derzeit beginnt in Polen die Produktion des neuen
Fiat 500und des nächsten
Ford Ka.
Diverse Mängel an der Abgasanlage
Kein Zweifel, der 150. Dauertestwagen von AUTO BILD hat mit seiner Zuverlässigkeit beeindruckt. Bei der Abschlussuntersuchung wird aber deutlich, dass Fiat zum Panda-Preis auch keine Wunder vollbringen kann. Gespart wurde vor allem beim Abgassystem: Die äußere Ummantelung des Endtopfs ist schon kräftig beschädigt, Rohre und Halter sind für die Laufzeit unverhältnismäßig stark angefressen. Am Abgaskrümmer gibt es erste Undichtigkeiten. Auch das Hitzeschutzblech in diesem Bereich ist an allen Befestigungspunkten ein- oder sogar schon ausgerissen. Zudem stellten wir mit dem Endoskop eine deutliche Beschädigung des Monolithen im Katalysator fest. Die beiden hinteren Stoßdämpfer schwitzen – sie dürften bald undicht werden. Besonders auf- und anfällig ist die Motorölwanne. Sie liegt ungeschützt im Einschlagbereich von Schmutz und Streusalz. Sehr zuverlässig lief der Antrieb: Motor und Getriebe hätten auch noch mehr Kilometer verkraftet, da wirkt der kleine 1,1-Liter überaus solide.
Fazit
von
AUTO BILD
Es geht doch! Die Qualität stimmt endlich
Unser abschließender Besuch in Tychy bestätigt, was AUTO BILD zuvor auf 100.000 Kilometern erfahren hat: Der Panda bietet richtig gute Qualität. Bei uns verdient er die Note 2-, damit liegt der Fiat vor den bekannt zuverlässigen Hyundai Getz oder Toyota Avensis. Respekt! Alle Vorbehalte gegen das Produkt aus Polen entlarven sich als haltlos. Im Gegenteil, das ist der beste Fiat, der je einen AUTO BILD-Dauertest absolviert hat. Zugegeben, simple und erprobte Technik fördert die Zuverlässigkeit, aber an diesem Ergebnis muss Fiat seine anderen Modelle messen. Wir freuen uns auf den Fiat 500, der auch in Polen gebaut und ab Oktober verkauft wird. Mit dieser Qualität kann die Marke Kunden zurückgewinnen - und aus der Krise fahren.
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