Autor dieses Artikels: Mirco Hüneburg
Dr. phil. Mirco Hüneburg, geb. 1971 in Hannover, studierte Ägyptologie, Archäologie des Vorderen Orients und Völkerkunde (Ethnologie) in Heidelberg und Paris. Er nahm an archäologischen Ausgrabungen in Israel und Ägypten teil und war u. a. mehrere Jahre Lehrbeauftragter am Ägyptologischen Institut der Universität Heidelberg und Universitätsdozent am Institute for the History of Ancient Civilizations in Changchun, China.
Faruk I. (engl.-franz.: Farouk I., arab.: Farûq al-Awwal) regierte von 1936 bis 1952 als König von Ägypten und Sudan. Er war der zehnte Herrscher der Dynastie von Mohammed Ali.
Am 11. Februar 1920 wurde Faruk als Sohn des ägyptischen Königs Fuad I . geboren. Er galt von Beginn an als Kronprinz. Um ihn auf sein Amt vorzubereiten, schickte ihn sein Vater zur Offiziersausbildung nach Großbritannien. Damals stand Ägypten unter starken britischen Einfluss. Doch der frühe Tod seines Vaters im Jahre 1936 veranlasste ihn, die Ausbildung abzubrechen und nach Ägypten zurückzukehren. Bereits im zarten Alter von nur 16 Jahren musste er dort den Thron besteigen. Anfangs war er wegen seiner Jugendlichkeit in der Bevölkerung recht populär. Allerdings orientierte er sich an den konservativen politischen Ansichten seines Vaters, der sich unfreiwillig auf seine vorgegebene Rolle in einer konstitutionellen Monarchie beschränken und ein demokratisches Parlament an seiner Seite akzeptieren musste. Auch sein Sohn betrachtete das Parlament mit Skepsis. Wegen seiner politischen Unerfahrenheit wurde Faruk schnell in ein Netzwerk von Günstlingswirtschaft und Korruption verstrickt. Dies brachte ihm viel oppositionelle Kritik ein. Außerdem wurde er wegen seiner pro-britischen Haltung und seinem europäischen Gentleman-Gehabe als Günstling der Engländer betrachtet.
Als während des Zweiten Weltkrieges die britische Truppenstärke in Ägypten aufgestockt wurde, um zum einen den Suez -Kanal zu sichern und zum anderen den deutschen Vorstößen in Nordafrika entgegenzutreten, sympathisierten viele Ägypter heimlich mit den Deutschen. Sie hielten Faruk für eine britische Marionette und hofften auf eine Wende.
Auch während des ersten pan-arabischen Krieges gegen Israel 1949/1948 sank seine Beliebtheit im Volk, als die ägyptischen Truppen zahlreiche Niederlagen zu verzeichnen hatten. Zudem gab es mehrere wirtschaftliche Depressionen und Krisen, die das Land schwächten.
Sein offizieller Titel hieß übrigens: „Seine Majestät Faruk I ., von Gottes (Allahs) Gnaden König von Ägypten und des Sudans, Souverän von Nubien, Kordofan und Darfur.“ Der Sudan wurde seit den Eroberungen Mohammed Alis als Teil des ägyptischen Hoheitsbereiches aufgefasst, auch wenn praktisch dort lange Zeit die Briten die Kontrolle hatten.
Am 23. Juli 1952 wurde Faruk schließlich durch einen Militärputsch von General Mohammed Naguib und Gamal Abdel Nasser gestürzt. Kurioserweise sollte sein nur sechs Monate alter Sohn Ahmed (den er mit seiner zweiten Ehefrau Zena Narriman Sadek hatte) als Fuad II. nominell (wegen seines Babyalters jedoch wohl eher symbolisch) Nachfolger werden und bis zum amtsantrittsfähigen Alter im Sinne der neuen demokratischen Vorstellungen erzogen werden. Doch als 1953 endgültig die Republik ausgerufen wurde, war dieser Plan hinfällig.
Faruk musste 1952 ins Exil gehen. Zunächst residierte er in Monaco, dann kam er schließlich nach Italien. Dort lebte er mit seiner neuen italienischen Lebensgefährtin zusammen, der aus Neapel stammenden Opernsängerin Irma Capece Minutolo, die er zuvor schon als Fan verehrt hatte. Von seiner Ehefrau Zena Narriman Sadek ließ er sich 1954 scheiden. Ob er anschließend mit Irma Capece Minutolo verheiratet war, wie sie selbst nach seinem Tode behauptet hat, konnte urkundlich nicht nachgewiesen werden.
Sowohl in Ägypten als auch später in Italien wurde sein üppiger und luxuriöser Lebenswandel von der Presse und Öffentlichkeit argwöhnisch beäugt. Er hinterließ den Eindruck eines genussfreudigen Lebemannes und war phasenweise körperlich recht beleibt, was Stoff für Karikaturen in den Feuilletons der westlichen Zeitungen bot. Seinen protzigen Lebensstil unterstrich er unverhältnismäßig mit Zurschaustellung seines königlichen Besitzes, hunderten Luxusautos, großen Ländereien und zahlreichen Palästen. Die europäische und ägyptische Presse verfolgte aufmerksam seine Reisen nach Europa, wo er oft auf großzügige Einkaufstour ging. Sein Lebensstil stand in krassem Widerspruch zu den sozialen und wirtschaftlichen Verhältnissen seines Landes. Ihm wurde ein blindes Auge für die Armut in seinem Königreich vorgeworfen. Andererseits wurde er insbesondere von den Europäern als sehr kultiviert beschrieben. Angeblich soll er nicht nur Arabisch, sondern auch Türkisch, Italienisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Russisch gesprochen haben. Für die ägyptische Oberschicht war er mitunter Vorbild. Denn solange der König wie ein wirklicher König in Saus und Braus lebte, hatten auch die Großgrundbesitzer auf dem Lande und die reichen Kaufleute in der Stadt allen Anlass, ihre eigenen Statussymbole offen zur Schau zu tragen ohne um ihre Besitzstandswahrung fürchten zu müssen. Nach der Absetzung Faruks jedoch gehörte die Landreform zu den obersten Zielen der neuen demokratisch-revolutionären Führung.
Insgesamt hatte Faruk zwei Ehefrauen. Mit Königin Farida (bürgerlicher Name: Safinaz Zulficar, Heirat 1938, Scheidung 1948) hatte er drei Töchter, mit Mena Narrimam Sadek (Heirat 1951, Scheidung 1954, wegen ihrer bürgerlichen Herkunft „Cinderella of the Nile“ genannt) einen Sohn, den erwähnten Ahmed Fuad.
Faruk wurde nur 45 Jahre alt: Am 18. März 1965 starb er in Rom.